31. SONNTAG IM JAHRESKREIS

3. November 2013

Weish 11,22-26 / Lk 19,1-10

Gedanken zu den Lesungen

„Die ganze Erde ist in deinen Augen nicht mehr als ein Stäubchen auf der Waagschale oder ein Tropfen Tau, der am Morgen auf die Erde fällt“, so lesen wir im alttestamentlichen Buch der Weisheit. Der biblische Schriftsteller findet hier die richtigen Worte und Bilder, um die Größe und Erhabenheit Gottes zu beschreiben. Ein Stäubchen, ein Tropfen ist die Erde. Inzwischen wissen wir, dass diese Erde, sogar im Vergleich zum sich immer noch ausdehnenden Universum nur ein Stäubchen ist, am Rande einer der Milliarden Galaxien. Wir sollten uns mehr solche Bilder und Filme vom Universum anschauen, um uns dieser Realität bewusster zu werden! Da wird es einem schwindelig. Und wenn wir dann glauben, dass Gott der Schöpfer dieses Ganzen ist, wie unermesslich groß und mächtig muss dann Gott sein! Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Aber, wie klein und unwichtig sind dann wir, die Menschen? Noch viel weniger als ein Stäubchen, als ein Tropfen Tau. Und dann fallen mir die Worte eines Psalmisten aus dem AT ein: „Was ist der Mensch, dass du, Gott, an ihn denkst?“ Was ist der Mensch, dass du überhaupt Notiz von uns nimmst? Ja, mehr noch: Du hast Erbarmen mit uns, schaust über unsere Verfehlungen hinweg, gibst uns Zeit uns zu ändern und zu bessern. Du magst uns. Das ist ja unglaublich!

Was im AT nun über Gott und über seine Einstellung zu uns Menschen gesagt wird, bestätigt nun Jesus. Er stellt es unter Beweis. Er macht es konkret und macht es wahr. Das ist die Erfahrung, die dieser Zöllner - Zachäus - macht, der ein Betrüger ist und sich auf Kosten anderer reich macht.

Jesu Zuwendung zu Zachäus – und das ist Gottes Zuwendung - macht aus ihm einen anderen Menschen. Jesus lässt ihn spüren: Gott hat auch an dir Interesse. Die Liebe Gottes, die hier in und durch Jesus wirkt, befreit Zachäus aus seiner Isolation. Er wird anerkannt, ernst genommen, trotz seines wenig beispielhaften Lebenswandels. Die Begegnung mit Jesus hat Folgen. Der Kontakt mit Jesus verwandelt diesen Menschen und seine Lebensweise. Statt andere Menschen finanziell auszunützen, schenkt er jetzt sogar die Hälfte seines Vermögens den Armen. Seinen Beruf gibt er nicht auf. Das hätte für ihn den Ruin bedeutet. Aber Zachäus wird ihn ab jetzt anders ausüben, so wie es recht ist in den Augen Gottes.

Gott begegnen, Gott finden, und zwar in und durch Jesus, macht aus uns andere Menschen. Damit diese Begegnung stattfinden kann, müssen wir aber auch selbst etwas tun. Zachäus hat zu dieser Begegnung etwas beigetragen: Er war an Jesus interessiert, er wollte ihn sehen und deswegen hat er nach einer Möglichkeit gesucht und ist auf diesen Baum geklettert.

Das ist etwas, was wir nicht vergessen dürfen: Wenn wir Jesus begegnen wollen, müssen wir uns bemühen, uns anstrengen, Schritte auf ihn zu machen, „auf einen Baum klettern“ (das ist ja anstrengend!), damit er uns ansprechen kann, damit er in unser Leben eintreten, in unserem Lebenshaus zu Gast sein kann, damit wir ihn so besser kennenlernen als derjenige, der uns auf den Weg zu diesem großen, mächtigen, aber uns liebenden Gott bringen kann. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, sagt Jesus im Johannesevangelium. Ich bin der Weg, der euch zu Gott führt, ich bringe euch die Wahrheit über Gott und über gelungenes Leben.

Es ist also wichtig, dass wir uns die Frage stellen: Was tue ich, um Jesus zu begegnen, ihn besser kennenzulernen, mehr mit ihm vertraut zu werden? Was tue ich und tue ich es genügend? Er ist wichtig für meinen Glauben, für meine Beziehung, mein Verhältnis zu Gott. Indem ich auf den Baum klettere, kann er bei mir einkehren und wird mir Gottes Zuwendung bewusst werden.

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